Institut für Erziehungswissenschaft

Tagungsbericht SIIVE 2019

Unter dem Titel "Jenseits des Nationalen? Erziehungswissenschaftliche Perspektiven" fand vom 21. bis 22. Februar 2019 in Kooperation mit der Bergischen Universität Wuppertal die Jahrestagung der Sektion Interkulturelle und International Vergleichende Erziehungswissenschaft (SIIVE) der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) statt.

Rund 180 Teilnehmer*innen kamen in den drei Hauptvorträgen (Keynotes) zusammen und verteilten sich im Laufe der beiden Tage auf 16 Panels mit 45 Vorträgen, die in großer Bandbreite das Tagungsthema gesellschaftlich-politisch, begrifflich-thematisch, methodologisch sowie pädagogisch zur Diskussion stellten.

Nach der Begrüßung der Teilnehmer*innen durch den Rektor der Universität Wuppertal, Professor Dr. Dr. h.c. Lambert T. Koch sowie den Dekan der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften, Prof. Dr. Peter Imbusch, die beide die aktuelle Relevanz der Thematik unterstrichen, eröffneten die Gastgeberinnen, Professorin Dr. Claudia Machold, Vorsitzende der SIIVE zusammen mit Professorin Dr. Astrid Messerschmidt, die Tagung und markierten sowohl Aktualität als auch Bedeutsamkeit des Tagungsthemas für die Erziehungswissenschaft. Sie wiesen darauf hin, dass die Frage nach dem Einfluss des Nationalen in der Erziehungswissenschaft in zwei Hinsichten zur Diskussion gestellt werden kann: Zum einen im Hinblick darauf, welche Bedeutung dem Nationalen im erziehungswissenschaftlichen Denken und Forschen nach wie vor zukommt und inwiefern sich erziehungswissenschaftliches Forschen überhaupt jenseits davon bewegt. Zum anderen bezogen auf Perspektiven, die sich sowohl mit transnationale Lebenswirklichkeiten und Mehrfachzugehörigkeiten als auch mit der Bedeutung von internationalen, supra- oder transnationalen Institutionen und Organisationen für das Bildungssystem und die Bildungspolitik beschäftigen. Darüber hinaus wurde die Frage auch als anregend dafür angesehen zu überlegen, wie das, was sich jenseits des Nationalen in einer globalen und zugleich ungleichen Welt längst ereignet, zum Gegenstand pädagogischer Bemühungen werden kann.

Mit den Keynotes wurde ein Bogen gespannt von menschenrechtlichen Perspektiven auf Vielfalt hin zu Fragen der verflochtenen Geschichten von Minderheiten und ihren Diskriminierungserfahrungen bis zu den globalen Ungleichheiten, die sowohl national wie transnational wirken.
Den Auftakt der Tagung bildete der Vortrag von Professor Dr. Dr. h.c. Heiner Bielefeldt (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) zum Thema Jenseits leitkultureller Verengungen: Plädoyer für einen menschenrechtlichen Umgang mit Vielfalt. Er betonte die Bedeutung institutioneller Durchsetzung von Menschenrechten in einer Zeit sich ausbreitender Institutionenskepsis. Professorin Dr. Iman Attia (Alice Salomon Hochschule Berlin) entfaltete in ihrem Beitrag theoretische Grundlagen für die historische Rekonstruktion verwobener Geschichten. Sie argumentierte damit gegen eine verbreitete Entgegensetzung von muslimisch und jüdisch, gegen die Denkmuster der Reinheit und erinnerte an Geschichten des Zusammenlebens. Ludger Pries (Ruhr-Universität Bochum) befasste sich mit dem Begriff der Transnationalität, erörterte wie es im Zuge der internationalen Mobilität von ausgebildetem Personal zur Transnationalisierung von Ungleichheiten kommt und zeigte dies am Beispiel von medizinischen Fachkräften.
In den Panels wurde die Gelegenheit zur intensiven Diskussion migrationsgesellschaftlicher, interkultureller, international vergleichender sowie am Prinzip der Nachhaltigkeit orientierter Erziehungswissenschaft genutzt. Fluchtmigration, die Situation von Minderheiten, Kindheiten, Sprachen, Bildungsräumen, Schule und Staatsbürgerschaften wurden zum Thema gemacht und forschungsmethodologische Fragen bearbeiten; es wurde nach globalem Lernen und Civic Education gefragt, die Wirkungen neoliberaler Globalisierung diskutiert, Bedingungen für die Professionalisierung von Lehrkräften ausgelotet und die Ordnungen der Zugehörigkeit im Kontext von Migration und transnationalen Lebenswelten reflektiert.

Der im Jahr 2020 im Verlag Barbara Budrich erscheinende Tagungsband wird die begonnenen engagierten Diskussionen aufnehmen und dokumentieren (Herausgeberinnen C. Machold, A. Messerschmidt, S. Hornberg).

Tagungsinformationen und Tagungsprogramm

Hier finden Sie das Tagungsprogramm und die Tagungsinformationen.

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