4. Sozialpädagogiktag (19.10.2018) - "Gesellschaftliche Perspektiven Sozialer Arbeit"
Unter der Überschrift „Gesellschaftliche Perspektiven Sozialer Arbeit“ knüpfte der 4. Sozialpädagogiktag der Bergischen Universität Wuppertal, der am 19. Oktober 2018 stattgefunden hat, an zentrale Diskussionen der 1970er und frühen 1980er Jahre, welche für den sozialpädagogischen Theoriediskurs bis heute prägend sind, an. Organisiert und getragen von der Arbeitseinheit Sozialpädagogik der Bergischen Universität richtete sich dieser Fachtag an Fachleute der Sozialen Arbeit aus Wissenschaft, Praxis und Sozialpolitik sowie an Absolvent*innen und Studierende der Sozialpädagogik der Wuppertaler Universität.
„Gesellschaftliche Perspektiven der Sozialen Arbeit - heute“ – diese Überschrift versteht sich sowohl als Frage sowie insbesondere als Aufforderung, Soziale Arbeit mit einer gesellschaftlichen Perspektive (neu) zu denken und den damaligen Diskurs wieder neu aufzunehmen. Umgesetzt wurde dies im Rahmen des 4. Sozialpädagogiktages Wuppertal einerseits anhand von engagierten Vorträgen bzw. einer Podiumsdiskussion im Plenum und andererseits in drei parallelen Arbeitsgruppen, die von renommierten Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen aus der Praxis getragen wurden.
Vorträge und Foren:
Vortrag: Prof. Dr. Werner Thole (Universität Kassel) gestaltete den inhaltlichen Einstieg, indem er mit seinem „Blick zurück nach vorn – Professionalisierung und sozialpädagogische Kritik der Lebensform“ nicht nur in das Thema der gesellschaftlichen Perspektiven Sozialer Arbeit heute einleitete, sondern ebenso eine Grundlage für die weitere Diskussion und Auseinandersetzung in den drei anschließenden parallel stattfindenden Foren herstellte. Er machte deutlich, dass Soziale Arbeit zur Herstellung von Alltagsbezügen aufgerufen ist, die sich wiederum der Ermöglichung eines guten Lebens verpflichtet sehen.
Das Forum 1 „Gesellschaftliche Perspektiven, Sozialpolitik und Soziale Arbeit / Sozialpädagogik“ konzentrierte sich, moderiert von Andreas Schaarschuch, auf das Verhältnis von Sozialer Arbeit und Sozialpolitik aus einer regulationstheoretischen Perspektive. Im Kontext dieses theoretischen Horizontes arbeitete Karl-August Chassé (Jena / Frankfurt am Main) Widersprüche heraus und eröffnete anhand derer Möglichkeiten der Kritik wie fachpolitisch-professionelle Handlungsspielräume. Hannah Dehm (Wuppertal) konkretisierte dies am Beispiel von „Willkommensbesuchen“ im Rahmen der Frühen Hilfen.
Das Forum 2 „Demokratie, Teilhabe und Soziale Arbeit“ konzentrierte sich auf das Verhältnis von Sozialer Arbeit, Demokratie und Ermöglichung von Teilhabe. Unter der Moderation von Sarah Henn (Wuppertal) setzten sich Thomas Wagner (Ludwigshafen), Katharina Gundrum (Wuppertal) und Karina Schlingensiepen-Trint (Wuppertal) mit der Frage auseinander, ob Soziale Arbeit demokratische Prozesse befördern kann bzw. sollte und an welchen Stellen es im Kontext Sozialer Arbeit zu entdemokratisierenden Prozessen und Ausgrenzung kommt.
Forum 3 „Gesellschaftliche Perspektiven der Jugendhilfe“ fokussierte die Frage, welche Konsequenzen aktuelle sozialpolitische Transformationsprozesse für den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe haben und welche gesellschaftlichen Perspektiven sich damit für diesen sozialpädagogischen Bereich verbinden. Moderiert von Gertrud Oelerich und Jacqueline Kunhenn (beide Wuppertal) standen anhand von zwei konkreten Schwerpunktsetzungen – Inklusion (Benedikt Homann, Bielefeld) und Partizipation (Manuela Grötschel, Essen) – die in Bezug auf Theorie und Praxis damit verbundenen, sozialpädagogischen und sozialpolitischen Herausforderungen für die Kinder- und Jugendhilfe und die hier beteiligten Akteur*innen im Zentrum.
Eine weitere Zuspitzung lieferte das abschließende Streitgespräch zwischen Werner Thole (Kassel) und Helga Cremer-Schäfer (Frankfurt), indem sie die Frage nach der „Sozialen Arbeit als sozialpolitischem Akteur“ kontrovers diskutierten.
Der 4. Sozialpädagogiktag Wuppertal 2018 mit seinen knapp 100 Teilnehmenden konnte die Aufforderung zur Wiederaufnahme und Weiterführung der Diskussion über die „gesellschaftlichen Perspektiven Sozialer Arbeit“ produktiv umsetzen. Zugleich machte er deutlich, dass ein Weiterdenken hieran, anknüpfend an diese Veranstaltung, heute mehr als notwendig ist – so das Resümee der Veranstalter*innen.