»Über die Shoah in Israel lernen: eine Analyse von generationalen Orientierungen deutscher Lehrer*innen und Schüler*innen«
»German teachers and students learning about the Shoah in Israel – An analysis of Holocaust education regarding the impact of generational orientations« [German Israeli Foundation for Scientific Research and Development (GIF) (Juli 2018–Dezember 2020)]
Hintergrund der Studie
In Bildungssettings zur Shoah verschränken sich gesellschaftliche, biografische und emotionale Dimensionen in spezifischer Weise. Die intergenerationale Weitergabe der Geschichte des Nationalsozialismus und der Shoah ist eine kollektive und familienbiografische Angelegenheit, die zwischen den Generationen fortwirkt und gesellschaftliche Selbstbilder, öffentliche Debatten und Praktiken in Bildungsinstitutionen prägt. Nationalistische Bewegungen, kriegerische Konflikte und Flucht sowie aktueller Antisemitismus und Rassismus bilden gegenwärtige Bezugspunkte in der Auseinandersetzung. Vor diesem Hintergrund zeigt sich der Bedarf einer fortlaufenden Aktualisierung der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit zur Shoah.
Forschungsinteresse und Anlage der Studie
Das Forschungsprojekt fragt nach den Praktiken, Orientierungen und Deutungen von Lehrer:innen unterschiedlicher Generationen im Bildungssetting der International School for Holocaust Studies in Yad Vashem in Jerusalem. Yad Vashem (hebräisch für „Denkmal und Name“) ist seit 1953 Israels zentrale Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Holocausts. Am dortigen German Desk wird mit deutschsprachigen Lernenden unterschiedlicher Generationen gearbeitet. Mittlerweile bieten alle 16 deutschen Bundesländer ihren Beschäftigen, v.a. Lehrer*innen, in Yad Vashem ein Weiterbildungsangebot an, in dessen Rahmen sie über die Shoah aus jüdischen Perspektiven lernen.
Vier Gruppen von Lehrer*innen aus Ost-, West- und Süddeutschland werden in ihrer Weiterbildung begleitet. Dabei werden folgende Fragen durch Gruppendiskussionen, (berufs-)biografische Einzelinterviews und ethnographische Beobachtungen bearbeitet:
Wie lernen Lehrer*innen aus Deutschland über die Shoah aus einer jüdischen Perspektive in einem Holocaust-Education-Setting in Israel?
Welche Rolle spielen dabei generationale Orientierungen und wie verknüpfen die Teilnehmer*innen die historischen Ereignisse mit ihrer Wahrnehmung der Gegenwart?
Welche Erwartungen haben die Teilnehmer*innen an die Seminare und wie ordnen sie Ihre Bildungsreise rückblickend ein, nachdem sie in den schulischen Alltag in Deutschland zurückgekehrt sind?
Förderung
German-Israeli Foundation for Scientific Research and Development (GIF).
Kooperation der Bergischen Universität Wuppertal (Prof. Dr. Fabian Kessl, Dr. Friederike Lorenz) mit der Hebrew University of Jerusalem (Prof. Dr. Julia Resnik, Lance Levenson) und der Universität Duisburg-Essen (Prof. Dr. Helmut Bremer, Tim Zosel).
Publikation
Die aus dem Projekt entstandene Publiktation "German Teachers Learning about the Shoah in Israel – An Ethnography of Emotional Heritage and Contemporary Encounters" ist hier abrufbar: https://d-nb.info/1236276698/34
Kontakt
Prof. Dr. Fabian Kessl: fabian.kessl[at]uni-wuppertal.de
Prof. Dr. Friederike Lorenz-Sinai: friederike.lorenz-sinai[at]fh-potsdam.de