Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften

Bildung nach 1945 in der BRD

Die interdisziplinär angelegte Untersuchung erörtert die semantische Verschiebung von Bildung und ihre Relevanz in politischer Hinsicht auf der Basis der Erschließung und Analyse unterschiedlichen Quellenmaterials. Dazu gehören: theoretische Abhandlungen, politische Beschlüsse, Gutachten von Experten und literarische Texte. Das in zwei Teilen gegliederte Buch befasst sich im ersten Teil mit einer begriffsgeschichtlichen Rekonstruktion der Problematik, im zweiten Teil mit der Konzeption eines neuen Verständnisses von Bildung ausgehend von einer immanenten Kritik des Kompetenzbegriffs.

Forschungsinitiative De(Institutionalisierung) von Bildung und Erziehung

Bildung und Erziehung vollziehen sich in Gegenwartsgesellschaften von der frühen Kindheit bis zum Erwachsenenalter in institutionalisierten Zusammenhängen und als institutionalisierte Praxis. Die entsprechenden Prozesse werden bisher vorrangig mit einem Verständnis von pädagogischen Institutionen ‚als Orte‘ analysiert oder nur auf einzelne Aspekte, wie ihre rechtliche Durchsetzung, konzentriert. Die Institutionalisierung von Bildung und Erziehung ist allerdings in ihrer Mehrdimensionalität – der Verrechtlichung, der Professionalisierung und der Organisation (v.a. zeitliches und räumliches Arrangement) – zu bestimmen. Zugleich ist die historisch sichtbare Kontinuität von Prozessen der Deinstitutionalisierung ins Zentrum zu rücken, die die Institutionalisierung von Bildung und Erziehung als Modifikation und Unterbrechung kontinuierlich begleiten und bisher noch zu wenig Beachtung finden. Der Sachverhalt dieser Verschränkung von Institutionalisierung und Deinstitutionalisierung wird terminologisch mit dem Begriff der ‚(De)Institutionalisierung‘ gefasst.

Rita Casale befasst sich in diesem Forschungsrahmen mit der Erforschung von (De-)Institutionalisierungsprozessen am Beispiel der Konzeption und der Implementierung der sogenannten „dritten Aufgabe“. Dieser Schwerpunkt geht von der Forschungshypothese aus, der zufolge der Kern der Universität als Institution in der Autonomie der Wissenschaft liegt, und macht die veränderte Deutung dieses Autonomiepostulats in unterschiedlichen Phasen der neueren Universitätsgeschichte zum Gegenstand seiner Analyse.

Nähere Informationen sind hier aufzufinden.

Arbeitskreis "Kritische Bildunsgforschung" beim IfS

Ausgangspunkt des Arbeitskreises ist eine dreifach motivierte Kritik: gegen die aktuelle Umgestaltung des Bildungswesens, die Inklusion predigt und Selektion praktiziert, Exzellenz feiert und Uniformität verbreitet; gegen die Dominanz einer evidenzbasierten empirischen Bildungsforschung, deren Untersuchung der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu deren faktischen Normierung führt; schließlich gegen die Rhetorik einer permanenten Bildungskrise, die die berechtige Kritik an der Kommerzialisierung von Bildung und Kultur mit der Verteidigung traditioneller Privilegien gekonnt vermischt.

Vor diesem Hintergrund macht der AK Entwicklungen im Bereich der Bildungspolitik und der Bildungsforschung im nationalen, transnationalen und internationalen Kontext nach 1945 zum Gegenstand der Analyse und Kritik, mit besonderem Fokus auf die gegenwärtige Strukturdynamik beider Felder. Der AK untersucht dies aus einer gesellschaftstheoretischen Perspektive, die sowohl an Forschungen des IfS anknüpft als auch verschiedene sozial- und geisteswissenschaftliche Disziplinen und Forschungszugänge einbezieht. Der theoretische und methodologische Zugang des Arbeitskreises richtet sich dabei zugleich auf die subjektiven (psychischen, affektiven, ästhetischen, kognitiven) und objektiven (institutionellen, ökonomischen, politischen, gesellschaftlichen) Bedingungen von Transformationen sowie auf deren ideologische Legitimationen und epistemische Begründungsformen.

Nähere Informationen sind der Webseite zu entnehmen.

DFG Netzwerk: "Theoretische Forschung in der Erziehungswissenschaft"

Das wissenschaftliche Netzwerk zielt darauf ab, im breit angelegten Dialog von einschlägig ausgewiesenen Wissenschaftler:innen den Methodentypus ‚theoretische Forschung‘ in systematischer, in wissen(schaft)shistorischer und in methodologischer Perspektive zu spezifizieren und zu konturieren. 

DFG-Forschungsprojekt: Studium Generale in der BRD nach 1945 (2018-2021)

Untersuchungsgegenstand des Forschungsprojektes ist die Bedeutung und die Form des Studium Generale in Zusammenhang mit der sich transformierenden Idee und gesellschaftlichen Funktion von Universität nach 1945 in der BRD. Das Hauptmaterial bilden drei einschlägige akademische Zeitschriften sowie politische Gutachten und Empfehlungen zur Hochschulreform und schließlich Programme zum Studium Generale an jeweils drei Traditionsuniversitäten in Baden-Württemberg (Freiburg, Heidelberg und Tübingen) und Nordrhein-Westfalen (Bonn, Köln und Münster).

Methodologisch wurde zum einen ein Verfahren entwickelt, das eine der jeweiligen Textgattung entsprechende, differenzierte Texterschließung ermöglicht hat. Zum anderen wurde die Zirkulation von Begriffen, zu Legitimationen und zu Programmen analysiert.
Das Studium Generale ist im Kontext unterschiedlicher theoretischer und gesellschaftlicher Konstellationen zur Idee und Funktion der Universität erkundet worden. Bezüglich der im Projekt vertretenen und überprüften pars pro toto These und Zirkulationsthese können folgende Ergebnisse festgehalten werden: 
1. Sowohl auf der Begründungebene als auch auf der politischen und institutionellen Ebene dient fast in der gesamten 1. Phase (1945-1964) der Untersuchung das Studium Generale als Heilung, als Antidot zur Spezialisierung einerseits und als Erziehung zur verloren gegangenen akademischen Gemeinschaft andererseits.
2. In der Zeit von 1964 bis 1977 verwandeln sich Idee und Format des Studium Generale zu einem Residuum der klassischen Universität. Erkenntnistheoretisch verlagert sich sein Horizont: von der Philosophie zunächst zur Geschichte und später zur Soziologie. Dies führt zu jener Interdisziplinarität, die sich im Laufe der 1970er Jahre von den Voraussetzungen des idealistischen Streits der Fakultäten verabschieden wird.
3. In der 3. Phase (1977 bis 1993) wird das Studium Generale als Format weiter angeboten. Vor allem ab dieser Phase wird die im Projekt überprüfte Polyvalenz-These relevant. Schon in den ersten Phasen sind unterschiedliche Formate des Studium Generale als universitäre Angebote zu finden, die aber trotz ihrer Unterschiede alle ein allgemeinbildendes Profil ausweisen. In dieser Phase erst nehmen die musischen und die hochschuldidaktischen Angebote zu. Die wachsende Polyvalenz steht einerseits für die institutionelle Konservierung des Studium Generale, anderseits für die politische Be- und Verdrängung als Simulakrum der Humboldtschen Universität. Obwohl ab 1983 regulatorisch eine klare Trennung von Studium Generale und Weiterbildung durchzusetzen versucht wird, wird es in der Praxis doch so gestaltet.
4. Von 1993 bis heute lässt sich – auch als kritische Reaktion auf die Bologna-Reform – eine Art Rückzugsbewegung feststellen, die sich als Latenz, als Appell und neue Einführung eines allgemeinbildenden Studium Generale äußert, dessen Idee und Format allerdings noch zu entwickeln sind.

Weitere Infos über #UniWuppertal: